Geschrieben von Gertrud Nagy und erschienen 2019 im Verlag „Innsalz“
Diese Frage stellt sich die Bildungsexpertin Getrud Nagy in ihrem 2019 erschienenen Buch. Gemeint ist damit der hinlänglich beklagte Umstand, dass gerade marginalisierte Erziehungsberechtigte – meist mit Migrationshintergrund – weder die Zusammenarbeit mit der Schule suchen noch die Interessen ihrer Kinder vertreten und dies, obwohl gerade benachteiligte Kinder dies dringend bräuchten. Die ehemalige Hauptschullehrerin und Erziehungswissenschaftlerin kommt dabei zu einem überraschenden Schluss: Sie können nicht und daher wollen sie nicht!
Bei genauem Durchlesen ihres Buches ist die Antwort jedoch gar nicht so überraschend, sondern recht plausibel. Es sind zahlreiche Hindernisse, die dazu führen, dass sie nicht können und daher nicht wollen, sei es, dass sie sich schämen, der Sprache nicht mächtig sind, selbst schlecht Schulerfahrungen gemacht haben, Angst vor der Allmacht Schule haben oder sich zu blamieren und, und, und…
Und sie gibt auch Tipps, wie man die Teilnahme dieser Elternschaft fördern könnte.
Leider führt das Schweigen und die Nichtteilnahme an politischen Prozessen marginalisierter Eltern auch dazu, dass Veränderungen Richtung inklusivem Bildungssystem so schwer in Gang kommen, obwohl, so Nagy, vor allem ihre Kinder davon profitieren würden. Ihr Schweigen, ihre Nichtteilnahme schwächen nämlich auch die Bestrebungen jener, die sich für ihre Belange einsetzen.
Ein Muss für jeden, der sich fragt, warum marginalisierte Eltern (vermeintlich) so wenig Interesse für die Schulbildung ihrer Kinder haben, und wenig Verständnis dafür aufbringt und für jene, die diesen Eltern wohlwollend gegenüberstehen, aber nicht genau wissen, welche Möglichkeiten es zur Steigerung ihrer Teilhabe gibt.