Simona geht vielleicht in die falsche Schule. In ihrem Klassenzimmer befinden sich insgesamt 28 SchülerInnen. Viel zu viele. Das Tempo in diesem Innsbrucker Gymnasium ist entsprechend der Schulart für Simone zu hoch, auch den Anforderungen ist sie nicht ganz gewachsen. Simona hat Teilleistungsschwächen und es mangelt ihr an Selbständigkeit und Selbstbewusstsein. Sie sitzt wie eine graue Maus hinter der Bank, fragt selten nach und zeigt wenig auf.
Leider können die LehrerInnen auf Simona wenig Rücksicht nehmen. Ein für sie und inzwischen doch einigen anderen ähnlichen Schülerinnen und Schülern angepasster Unterricht ist an einem Gymnasium nicht Standard, man orientiert sich an den Stärkeren, es gibt wenig Fördermöglichkeiten an der Schule und Simone fällt leistungsmäßig im Vergleich zu den anderen doch erheblich ab.
Die Noten sind daher entsprechend im Keller, der Leidensdruck wächst, das Kind zweifelt immer mehr an sich und die Konflikte zwischen ihren Eltern und der Lehrerschaft, vor allem jenen, die eine traditionelle gymnasiale Einstellung haben, wachsen.
Fragen tauchen auf: Wie gelangte Simona in ein Gymnasium? Wäre eine Mittelschule nicht der bessere Weg gewesen, schon aufgrund der geringeren Anzahl an Kindern in der Klasse, der besseren Fördermöglichkeiten, der langjährigen Erfahrung mit vermeintlich leistungsmäßig „schwächeren Kindern“ …
PS: Eigentlich müsste Simona in eine „gemeinsame/ganztägige Schule“ gehen, aber die gibt es ja in Österreich bekanntlich nicht. Also in eine Schule, in der maximal 20 Kinder pro Klasse sind, in der Methodenvielfalt, Binnendifferenzierung und individualisiertes Lernen stattfindet. In der eine andere Einstellung der Lehrenden vorhanden ist, in der vermehrt Diagnostik durchgeführt wird, differenzierte Unterrichtsmaterialien vorhanden sind, kooperative Lernformen an der Tagesordnung stehen, zusätzliche Fördermaßnahmen angeboten werden, vorbereitete Räume zu finden sind, ein multiprofessionelles Team zusammenarbeitet und kooperiert und, und, und… Also in eine Schule, die versucht, allen Innsbrucker Kindern gerecht zu werden.