In der Literatur ist das Bild des Lehrers/der Lehrerin vorwiegend negativ besetzt (siehe: Hans Ulrich Grunder „Der Kerl ist verrückt!“) und speist sich wohl auch auf eigene Erfahrungen, die die Autorinnen und Autoren im Laufe ihres Lebens mit der Institution Schule und ihrer Lehrerschaft gemacht haben. Eine reine Lesereise durch diese Literatur ist eine schwere Kost und könnte einem dazu veranlassen, diesen Berufsstand zu meiden, vielleicht sogar einen Hass gegenüber dieser Berufsgruppe zu entwickeln, dem beliebten LehrerInnenbashing zu folgen…
Was dennoch trotz schwerer Kost eine Auseinandersetzung mit Büchern wie „Der Club der toten Dichter“, „Professor Unrat“, „Verwirrungen des Zögling Törless“, „Der Schüler Gerber“… bzw. neuere Bücher darüber, wie z.B. „Schulgeschichten vom Franz“ oder „Lotte, träumst du schon wieder“ (Bücher für Kinder und Erwachsene) und, und, und… durchaus empfehlenswert machen, ist, dass sie aufzeigen und einen inspirieren können, wie man es eigentlich nicht machen sollte und wie Schule eigentlich nicht sein sollte.
Auch ich habe im Laufe meiner 47-jährigen Begegnung mit Schule, selbst als Schüler, als Nachhilfelehrer, als Begleiter und Zuhörer in der außerschulischen Betreuung, als Lehrer, als Vater, als Gewerkschafter, als Personalvertreter… dutzende Erfahrungen mit mir selbst und auch mit Kolleginnen und Kollegen und Schulen gemacht, über die auch ich Roman schreiben könnte (wenn ich es könnte), wie man es eigentlich nicht machen sollte.
Aber, und das ist auch Tatsache und darüber könnte man auch schreiben, ich bin auch vielen Lehrerinnen und Lehrern begegnet, die die wissenschaftlichen Abhandlungen, wie eine „gute“ Lehrkraft sein sollte, im hohen Maße erfüllt haben und immer noch erfüllen und denen nicht nur ich in meiner Entwicklung dankbar bin, sondern auch im Namen aller Kinder, die das Glück hatten und haben, von solchen begleitet zu werden.
Von ihnen habe ich gelernt, ihnen zugesehen, mit ihnen gesprochen… und mache das immer noch… in der Hoffnung, den Kindern und Jugendlichen einmal ein wirklich guter Lehrer zu sein…
Als Buchempfehlung möchte ich euch folgendes Buch ans Herz legen. Es ist ein Kinderbuch, aber auch für Erwachsene, welches ich eigentlich zum Vorlesen für meine Tochter gekauft habe, als man mir nach nur drei Monaten ihres Volksschulanfangs mitteilte, sie sei zu langsam. Es wurde von Stefanie Rietzler und Fabian Grolimund geschrieben, ist 2020 erschienen und hat den Titel „Lotte, träumst du schon wieder“. Ich möchte es allen Lehrern und Lehrerinnen widmen, die die unterschiedlicher Reifung von Kindern als völlig normal ansehen und Verständnis und Geduld für jene Kinder aufbringen, die zum Schuleintritt noch nicht schulisch vorgefördert wurden, die noch kindlicher sind als andere, die sich noch in der mythischen Welt befinden, die noch träumen, die langsamer und vielleicht daher tiefgründiger sind, die sich nicht immer mit anderen messen wollen, die in den anderen keine Konkurrenz sehen, die mehr Zeit in manchem benötigen…
euer
Markus
PS: Und noch ein Tipp – Peter Giacomuzzi: schul arbeit. Zu finden unter: petergiacomuzzi.com